Die Aufnahme von Flüchtlingen im Landkreis Kronach ist insgesamt sehr gut organisiert und funktioniert auch Dank dem großen ehrenamtlichen Engagement der Bevölkerung und dem Einsatz der Sozialverbände hervorragend. Dies stellte der SPD-Kreisvorstand Kronach bei seiner jüngsten Sitzung in Neukenroth fest, als er sich mit der Thematik beschäftigte und die Vertreter aus den einzelnen Gemeinden über die Situation vor Ort berichteten.
Kreistagsfraktionsvorsitzender Richard Rauh erklärte, dass es derzeit etwas mehr als 400 Asylbewerber im Landkreis gebe, darunter 61 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die in Kronach, Fischbach und Steinwiesen untergebracht seien. Bisher sei es auch gelungen, preisgünstigen Wohnraum zu finden und so die finanziellen Aufwendungen in Grenzen zu halten. Die Notunterkunft, die jetzt von der Dreifachturnhalle des Schulzentrums nach Marktrodach verlegt wurde, sei sehr wechselhaft und kurzfristig belegt. Mittlerweile seien an der Berufsschule zwei Klassen für Flüchtlingskinder eingerichtet worden, um Sprachunterricht zu geben und so die Integration zu fördern.
Christa Steiger berichtete aus Marktrodach, dass die Gemeinde dort eine Informati-onsveranstaltung angeboten habe, die in der Bevölkerung auf eine große und gute Resonanz gestoßen sei. Dort habe auch der Arbeitskreis Asyl im Landkreis informiert und es werde gerade ein eigener Helferkreis für den Ort gegründet. "In Fischbach ist die Aufnahme der Jugendlichen mustergültig gelaufen", erklärten der dortige Ortsvereinsvorsitzende Thilo Moosmann und Carlos Abad-Borger. Die Wirtin der Gaststätte, in der sie untergebracht seien, kümmere sich herzlich um die Jugendlichen und von der Bevölkerung seien diese nach anfänglichem "Abtasten" sehr gut angenommen worden. Das zeige sich daran, dass der SV diese in seine A-Jugend Fußballmannschaft aufgenommen habe. Das sei gelebte Integration. Auch der 3. Bürgermeister von Stockheim, Jörg Roth, erklärte, dass die Gemeinden im Landkreis große Integrationsarbeit leisteten.
Neben der Situation vor Ort wurde auch über die generelle Herausforderung für die Politik diskutiert. Kreisvorsitzender Dr. Ralf Pohl unterstrich, angesichts der Ausma-ße, welche die Flüchtlingsströme angenommen hätten, sei es für die Politik notwen-dig, Lösungen zu finden, die Menschlichkeit zeigten, aber die Probleme auch nicht ausblendeten. Zielführend sei es nur, auf europäischer Ebene Vereinbarungen zu treffen und deren Einhaltung einzufordern.
SPD-Unterbezirksgeschäftsführer Oliver Jauernig meinte, die wichtigsten Punkte seien die gute Koordination aller Helfer sowie Sprachkurse, da die Sprache die Brü-cke zu einer gelungenen Integration sei. Walter Wich-Herrlein betonte, man müsse aber auch über die Bewältigung der Flüchtlingsströme hinausdenken und die Fluchtursachen bekämpfen. Schließlich hätten Kriege und Gewalt, an denen auch der Westen und insbesondere die USA beteiligt seien, oftmals zu dieser Situation in den Ländern geführt. Die großen Waffenlieferungen in den Nahen Osten, gerade auch aus Deutschland, müssten deshalb kritisch hinterfragt werden.