Die Kirche im Dorf lassen

29. Januar 2016

Leserbrief zu „Junge Union kritisiert Landrat…“ vom 27.01.16

Es ist schade, dass jetzt auch die jungen Leute von der JU Kronach meinen, sie müssten in plumpen Populismus verfallen, wenn sie dem Landrat seine Aussagen in der Süddeutschen Zeitung vorhalten.

Sinnvoll wäre es vielmehr, so wie es auch der Landrat betreibt, die derzeitige Situation realistisch zu erfassen, und darüber nachzudenken, wie am besten unter diesen Umständen mit der Lage umzugehen ist. Der Aussage „Die Menschen sind da …. Wir müssen uns um sie kümmern.“ ist nichts hinzuzufügen. Alles Geschrei nach Obergrenzen für den Landkreis oder das Beschwören einer möglichen islamistischen Bedrohung ändert nichts an der Lage. Im Gegenteil hier werden weiter Ängste geschürt und nicht haltbare Forderungen aufgestellt. Wie kann ein einzelner – zudem relativ kleiner – Landkreis fordern wollen: Wir machen jetzt die Tür zu, schaut ihr anderen, wie ihr zu Recht kommt. Abgesehen von der schwierigen Rechtslage wäre das Vorgehen zutiefst unsolidarisch anderen Kommunen gegenüber. Zugegeben mit Solidarität kennen sich die Herren von der Jungen Union vielleicht nicht so aus. Aber lassen wir die Kirche im Dorf: Politik des Landrats und des Landkreises ist es, pragmatisch mit dem umzugehen, was man vorfindet. Die Flüchtlinge sind da, und ihnen muss geholfen werden. Wie schon erwähnt. Zudem muss auch noch angemerkt werden, dass die Zahlen der im Landkreis Kronach aufgenommenen Flüchtlinge bundesweit (oder auch bayernweit, die JU ist ja Jugendvertretung einer Regionalpartei) nicht an der Spitze stehen. Andere Kommunen und Kreise haben ganz anderes zu bewältigen. Auch die Vorwürfe, der Landrat befürworte Sammelunterkünfte greifen gar nicht. Die Aussagen Oswald Marrs, kleinere Unterkünfte und solche, die auch später anderweitig nutzbar sind, bevorzugen zu wollen, dürften hinlänglich bekannt sein. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, die jungen Leute hätten vorher ordentlich nachgedacht und dabei auch christliche Grundwerte berücksichtigt, die ihre Mutterpartei ja sogar im Namen trägt.

Aber es ist ja auch das Recht der Jungen Union, mal was Unbedachtes oder Unausgegorenes zu äußern. Nicht umsonst sitzt ja immer noch der Engel Aloisius im Münchner Hofbräuhaus mit der göttlichen Eingebung für die Bayerische Staatsregierung.

Richard Rauh, Steinwiesen

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