Leserbrief

25. Januar 2013

Aha, die CSU ist also "die Partei der Kirchen". Wie kommt's dann, dass ausgerechnet dort die sonntäglichen Gottesdienstzeiten unbekannt sind.

Aber im Ernst:

Anfang des 20. Jahrhunderts gab es natürlich Parteien, die kirchlich-konfessionell dominiert waren, so etwas wie der weltliche Arm der Kirche und in deren Tradition ist auch die CSU entstanden.

Allerdings schreiben wir nun das Jahr 2013 und die Verhältnisse haben sich geändert. Die Kirchen werden nicht mehr von einer einzigen Partei vertreten, sondern suchen das Gespräch mit verschiedensten demokratischen Parteien. Ich bin kirchlich engagiert, gläubiger Christ, bin aber Mitglied in einer anderen Partei als der CSU. Und es gibt viele Menschen in verschiedenen Parteien, gerade auch bei uns im Frankenwald.

Solchen Menschen zu erzählen, die einzige Partei, die Christen oder gar die Kirchen vertreten könne, sei die CSU, grenzt an Anmaßung. Ein solcher Alleinvertretungsanspruch klingt nach Verhältnissen wie vor bald hundert Jahren. Als Christ bin ich zugleich mündiger Bürger mit eigener Urteilsfähigkeit und eigenen Überzeugungen, und von einem 11. Gebot "Du sollst den christlichen Parteien folgen" ist mir nichts bekannt."

Wenn eine Partei von sich behauptet, sie hätte den direktesten Draht nach oben - und nur sie –, dann ist das ein Rückfall in längst vergangene Zeiten. Etwas Demut wäre hier durchaus angebracht. Das ist im übrigen ja auch eine zutiefst christliche Tugend.

Walter Wich-Herrlein, AG Kirche in der SPD

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