Natascha Kohnen wirbt in Au für Solidarität mit Flüchtlingen

22. September 2015

Am Samstagnachmittag fand in der alten Schule in Au die Kreisversammlung der SPD statt. Wesentliche Themen waren dabei die Ehrungen verdienter Mitglieder, die aktuelle Situation im Landkreis und das Thema Flüchtlinge. Hans Barnickel wurde für seine besonderen Verdienste für die Partei mit der Josef-Seelmann-Medaille ausgezeichnet.

„Deine Begrüßung war der Knaller!“ Mit diesem Kompliment richtete sich die Generalsekretärin der Bayern-SPD, Natascha Kohnen, an den ersten Vorsitzenden des SPD-Ortsverbandes Au, Ernst Drechsler. Die Münchnerin berichtete von der Ankunft von Flüchtlingen und erzählte von Kindern und Müttern, die barfuß in der bayerischen Hauptstadt angekommen sind – ihre Habe in wenigen Plastiktüten. Für diese Menschen sei die Ankunft in Deutschland die „Stunde null“.

Kohnen berichtete auch von den Helfern, die viel Einsatz zeigten. „Kein Mensch verlässt einfach so seine Heimat“, betonte sie. Und: „Auch Armut ist ein Grund zu gehen!“

Kritik an privaten Unterkünften

Sie warb um Verständnis und Offenheit gegenüber den Flüchtlingen. Die Herausforderung werde es sein, die Flüchtlinge unterzubringen, sie in die Gesellschaft zu integrieren und sie in Arbeit zu bringen. Sie seien eine Chance für Deutschland, beispielsweise wenn sie als Berufstätige Beiträge in die Sozialsysteme zahlten. Sie sprach von einer globalen Wanderbewegung, die nicht zuletzt der Westen mit ausgelöst habe, indem er Waffen an die Länder geliefert und damit Geld verdient habe: „Wer Waffen sät, erntet Flüchtlinge!“ Auch Landrat Oswald Marr ging auf die Flüchtlinge ein: „Wir können und wir müssen es schaffen. Aber wir können nicht alle Flüchtlinge der Welt bei uns aufnehmen!“ Er appellierte: „Erhebt eure Stimmen, wenn es von der anderen Seite heißt, ,die machen Deutschland kaputt‘.“

Eine klare Absage erteilte er Immobilienhaien: Er kritisierte deren Praxis, marode Gebäude zu erwerben, diese notdürftig herzurichten und sie dann zu völlig überteuerten Preisen für die Unterbringung von Flüchtlingen anzubieten: Als Beispiel führte er eine Wohnung mit rund 180 Quadratmetern an: Die herkömmliche Miete würde zwischen 800 und 1000 Euro betragen. Würden nun zehn Flüchtlinge darin wohnen und dafür 25 Euro pro Kopf bezahlt, käme pro Monat ein Betrag von 7500 Euro zusammen. „Ich mache das nicht mit, so etwas sorgt für Unfrieden“, stellte Marr klar. Notfalls müsse die öffentliche Hand Häuser bauen. Auch müsse geklärt werden, ob die Gemeinden Leerstände erwerben sollten.

Der für Kronach zuständige SPD-Landtagsabgeordnete Klaus Adelt ging auf Bedenken der Bevölkerung ein. „Es darf nicht so weit kommen, dass eine alleinerziehende Mutter wegen Flüchtlingen eine Wohnung nicht bekommt.“ SPD-Landratskandidat Norbert Gräbner sprach sich für ein Migrationsgesetz aus. Etwa 190 Flüchtlinge seien derzeit im Landkreis, so der SPD-Fraktionsvorsitzende Richard Rauh. Die Situation sei schwierig. Längst nicht alle Ankömmlinge seien ausbildungsfähig. Aber: „Wir haben die Verpflichtung zu helfen!“ Kreiskulturraum wird teurer

Weiteres Thema war der Kreiskulturraum, an dem Marr festhält: „Es ist die einzige Theaterstätte im Landkreis.“ Die veranschlagten Kosten in Höhe von 5,6 Millionen Euro könne man allerdings nicht einhalten.

SPD-Fraktionsvorsitzender Richard Rauh erklärte, er gebe einer weiterführenden Schule im Norden – mit Ausnahme der FOS – keine Chance: Laut Prognosen gebe es bis zum Jahr 2035 nochmals 35 Prozent weniger Schüler in der Rennsteig-Region. Bezüglich Sanierung der VHS meinte er: „Wenn dies der Kreis macht, ist die VHS gut aufgehoben!“ Zudem wies er auf die Sanierung der Berufsschule hin, für die 25 Millionen Euro vorgesehen sind.

Text: FT, Veronika Schadeck

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