Selbstsicher und zielbewusst präsentierte sich die Kronacher Kreis-SPD bei ihrer Kreiskonferenz mit Neuwahlen am Samstag im Kulturhaus Buchbach. Buchbach- Einmütig wurde die gesamte engere Vorstandschaft mit Ralf Pohl an der Spitze bestätigt. Nahezu alle bisherigen Funktionsträger hatten sich für eine Wiederwahl zur Verfügung gestellt. Pohl wurde von seinem Stellvertreter Timo Ehrhardt vorgeschlagen, der diesen auch zu seinem zehnjährigen „Jubiläum“ an der Kreisspitze beglückwünschte.
Pohl freute sich über die Geschlossenheit in seiner Partei. Langweilig werde es ihm sowie seinen Parteikollegen nicht werden; warte viel Arbeit auf die Genossen. Wie er ankündigte, werde man auch weiterhin intensive inhaltliche Arbeit betreiben und sich - wie bereits in der Vergangenheit - mit wichtigen Themen beschäftigen - wie unter anderem das Mobilitätskonzept, die Zukunft der nunmehr privatisierten KWG, die Flüchtlings-, Verkehrs- und Schulpolitik sowie die medizinische Versorgung. Für die Landratswahl habe man sich mächtig ins Zeug gelegt - auch wenn es für Norbert Gräbner leider ebenso wenig gereicht habe wie für den Bürgermeisterkandidaten für Küps, Thomas Friedlein. Auch für die anstehenden Wahlen werde man alles tun, um erfolgreich zu sein. „Wir haben zwar wenig Geld, dafür aber engagierte Leute, die sich voll einbringen“, zeigte er sich stolz. Da die Bundestagskandidatin für den Wahlkreis Coburg-Kronach, Doris Aschenbrenner, keinen guten Listenplatz erhalten habe, müsse man das Direktmandat ins Visier nehmen. Kommunalpolitisch sei man mit sechs - hoffentlich bald sieben - Bürgermeistern stark. Die Zusammenarbeit mit der Kreistagsfraktion mit Richard Rauh an der Spitze sei hervorragend. Derzeit zählt die Kreis-SPD knapp 1.100 Mitglieder, was einen leichten Rückgang bedeutet. Den derzeitigen Bundestrend hoffe man, auch für die Ortsvereine nutzen zu können. Weltpolitisch sei in Europa der Rechtpopulismus stark auf dem Vormarsch. Hinzu komme Trump mit seiner Politik der Mauern, Einreiseverbote und Zölle. „Wir sollten nicht auf Isolation und Abschottung setzen, sondern auf internationale Solidarität und Verständigung“, appellierte er. Hierfür sei der Europapolitiker und Kanzlerkandidat Martin Schulz der ideale Mann.
Aus den Arbeitsgemeinschaften berichteten Wolfgang Schmitt für die AfA, Christa Steiger für die Frauen, Walter Wich-Herrlein für „Kirche und SPD“ sowie Viktor Wiegand für 60 plus. „Die Arbeit steht im Mittelpunkt unseres Alltags und gesellschaftlichen Zusammenlebens“, zeigte sich Schmitt sicher. Niedriglöhne sorgten für immer größere Lücken im Sozialversicherungssystem. Ein erstmals 2015 im Landkreis Kronach rentenbeziehender Mann erhalte durchschnittlich 1.056 Euro im Monat, eine Frau 638 Euro. Dem sinkenden Rentenniveau müsse man mit einer neuen rentenpolitischen Weichenstellung entgegentreten. Laut Steiger gehören der SPD im Landkreis 332 Frauen an. Sie engagierten sich in vielen Funktionen. Die Bürgermeisterinnen Karin Ritter und Susanne Grebner leisteten Hervorragendes - ebenso wie die stellvertretende Bürgermeisterin Eva Jahn. Weiter freue man sich über zwölf Stadt- beziehungsweise Gemeinde- sowie zwei Kreisrätinnen. Leider seien noch sieben Gemeinden ohne SPD-Rätinnen. Wich-Herrlein appellierte, die derzeit etwas in den Hintergrund geratene Flüchtlingspolitik nicht aus den Augen zu verlieren. Das bürgerschaftliche Engagement vor Ort sei hier aller Ehren wert. Wiegand berichtete von gut besuchten Veranstaltungen der AG 60 plus, wozu insbesondere die Weihnachtsfeier und der Seniorentag mit interessanten Themen und hochkarätigen Rednern zählen.
In seinem Grußwort sprach der Kandidat für den Steinbacher Bürgermeisterposten, Peter Grüdl, von einem sehr bewegten - nicht nur von Erfolgen geprägten - Jahr. Nun aber sei ein grandioser Aufschwung zu verspüren mit hoffentlich positiven Impulsen für die Ortsvereine. „Es geht aufwärts“, bestätigte Landtagsabgeordneter Klaus Adelt. Noch aber habe man nicht alle Ziele erreicht, noch herrschten in Bayern nicht überall gleichwertige Lebensbedingungen. Bezüglich des Rücktritts von Landesparteichef Florian Pronold sollte man sich nicht vorschnell äußern, sondern erst einmal ruhig beraten. Ein Direktmandat für Aschenbrenner sei schwer, aber nicht unmöglich. Schatzmeisterin Simone Büttner gab einen Einblick in die Finanzen. Revisor Rainer Schneider bescheinigte eine einwandfreie Buchführung.
Anträge
Von der Arbeitsgemeinschaft AfA wurden drei Anträge eingebracht. Für eine Vorbeugung von Armut im Alter forderte sie die Wiedereinführung einer vollen Parität bei den Sozialversicherungen. In den beiden weiteren Anträgen ging es um eine stärkere Kontrolle der Einhaltung des Mindestlohns und um das Thema Langzeitarbeitslosigkeit. Auch Langzeitarbeitslose sollen entsprechend ihrer Interessen und Fähigkeiten die Möglichkeit erhalten, an Beschäftigung und Qualifizierung teilzunehmen. Laut Empfehlung von Oliver Skall, Sprecher der Antragskommission, und Beschluss der Versammlung wird der erste Antrag an den Landesparteitag weitergeleitet. Für die beiden weiteren Anträge erbittet man eine konkretere Ausarbeitung. Der Antrag des SPD-Stadtverbands Kronach auf Prüfung der Etablierung sozialen Wohnungsbaus im Landkreis wurde vollumfänglich unterstützt und an die Kreistagsfraktion weitergeleitet. Der Antrag vom SPD-OV Fischbach bezog sich auf eine Verbesserung der Verkehrssituation im Landkreis Kronach. Hier soll eine inhaltliche Überarbeitung erfolgen. hs
(von links) die stellvertretenden Kreisvorsitzenden Timo Ehrhardt und Ralf Völkl, Kreisvorsitzender Ralf Pohl, Bürgermeister-Kandidat Peter Grüdl, stellvertretende Kreisvorsitzende Gaby Schülein und Bezirksrat Oswald Marr.
Foto Heike Schülein