Neuses (vz) . Die aktuelle Situation und die Zukunft der Frankenwaldklinik waren Thema eines Gesprächs der SPD-Kreistagsfraktion Kronach mit Vertretern des Be-triebsrates in der Gaststätte Richter in Neuses. Dabei kristallisierten sich zwei Schwerpunkte heraus: Dringend notwendig sind Verbesserung bei der Personalausstattung mit qualifizierten Pflegekräften und Ärzten sowie die Entwicklung eines Zukunftskonzepts für die Klinik mit einer klaren strategischen Ausrichtung, fasste Fraktionsvorsitzender Richard Rau die Kernpunkte des Gesprächs zusammen. Er unterstrich, dass er als Mitglied im Klinik-Beirat sowohl den engen Kontakt mit der Geschäftsführung als auch den Beschäftigten und dem Betriebsrat suche. Die Aufgabe, die Klinik als Haus mit einer leistungsfähigen Grundversorgung und zusätzlichen anerkannten Fachbereichen zu stärken und in eine gute Zukunft zu führen, könne nur mit Gemeinsamkeit und einem konstruktiven Miteinander gelingen. Schnellschüsse, unausgereifte Ideen und öffentliche Konfrontationen seien nicht geeignet, dieser Verantwortung gerecht zu werden.
Betriebsratsvorsitzender Manfred Burdich und seine Kollegin Dr. Diana Konhäuser erläuterten insgesamt 12 Punkte, die aus Sicht der Beschäftigten gelöst werden müssen. An erster Stelle stand dabei die Verstärkung des Pflegepersonals mit Fachkräften, da es mittlerweile viele Überlastungsanzeigen gebe und Beschäftigte oftmals kurzfristig für dringend notwendige Vertretungen aus ihrer Freizeit einsprin-gen müssten. Zum Glück habe man in Kronach die Krankenpflegeschule, aber Fachkräfte seien auch hier immer schwerer zu bekommen und deshalb sei der Auf-bau eines kontinuierlichen, stärkeren Personalstamms in diesem Bereich sehr wichtig, erläuterte Manfred Burdich die Situation. Dies gelte grundsätzlich auch für die Ärzteschaft, ergänzte Diana Konhäuser, da neue, junge Assistenzärzte erst ein-gearbeitet werden müssten, was dem bestehenden Personal Kapazitäten koste. Weitere Verbesserungen seien auch bei der Notaufnahme notwendig, um Warte-zeiten zu reduzieren. Hier könne eventuell die ärztliche Bereitschaftspraxis für eine Entlastung sorgen. Dies müsse man jetzt beobachten. Dietmar Schmidt fragte nach den Sprachkenntnissen der Ärzte, da man oft höre, dass es Verständigungsschwierigkeiten gebe. Dies sei dem Ärztemangel in Deutschland geschuldet und hier sei die Situation in Kronach vergleichbar mit an-deren Krankenhäusern, die ebenfalls viele Ärzte aus dem Ausland anstellen müssten, so die Betriebsräte. Hier helfe es nur, die Zahl der Studienplätze in Deutsch-land zu erhöhen. Weitere Verbesserungsmöglichkeiten, die der Betriebsrat den SPD-Kreisräten für den Personalbereich mit auf den Weg gab, waren die Reduzierung von Arbeitszeit-überschreitungen, die Verbesserung der Kommunikation sowie die Erweiterung der Schulungsangebote, zum Beispiel für die digitale Patientenakte. Probleme für Per-sonal, Patienten und Besucher gebe es auch durch den akuten Parkplatzmangel, da fast die Hälfte der Plätze auf dem Großparkplatz an andere Einrichtungen in der Nähe vermietet seien. Ein wichtiges Anliegen für die SPD-Kreistagsfraktion ist die strategische Ausrich-tung der Klinik. Richard Rauh betonte, Kronach dürfe keine Portalklinik werden, die Patienten nur an andere Häuser des Helios-Konzerns weiterleite, sondern solle umfassende medizinischen Leistungen auf neuesten Stand bieten. Dies könne auch zur Verbesserung der Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten beitragen - ein Dauerthema seit Jahren, wie Dr. Heinz Köhler ergänzte. Hier forderte Diana Konhäuser, mehr zu tun, um gute und etablierte Ärzte an der Klinik zu halten. Hier habe es in der Vergangenheit leider zu viele Abgänge gegeben. Notwendig sei auch die Stärkung der Gastroenterologie und Kardiologie sowie der Gynäkolo-ie mit Beibehaltung der Geburtshilfestation und der Verbesserung der Hebammen-Versorgung. Diskutiert wurde auch über die Sinnhaftigkeit eines Klinikneubaues. Richard Rauh und Manfred Burdich erläuterten, dass es hier vom letzten Geschäftsführer Überle-gungen gegeben habe, die aber aktuell von Helios nicht weiterverfolgt würden. Der ehemalige Landrat Heinz Köhler verwies darauf, dass die Klinik vom Landkreis in den 80'er und 90'er Jahren komplett renoviert und teilweise neu gebaut worden sei und sie sich insgesamt ein einem guten Zustand befinde. Manfred Burdich berichte-te, dass es in einem Gebäudetrakt größeren Sanierungsbedarf gebe. Insgesamt gab es in der SPD-Fraktion viele kritische Stimmen zu einem Klinikneubau, der zu-dem viele Jahre dauern werde. Er sei nicht das Allheilmittel für die Zukunft der Klinik und man müsse die angesprochenen konkreten Verbesserungen im medizinischen Bereich mit Priorität umsetzen. Dies forderte beispielsweise Timo Ehrhardt, der darauf drängte, dass sich der Kreistag als offizielles Gremium für den Landkreis als Miteigentümer der Klinik wieder intensiver und nachdrücklicher in die Diskussion mit dem Helios-Konzern einbringe. Einig waren sich hingegen alle Anwesenden, dass im Gesundheitsbereich nicht alles nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten und gewinnorientiert ausge-richtet werden dürfe. Wenn es nur noch um Fallzahlen und Fallpauschalen pro Operation gehe oder Patienten nach einer Operation nur noch sehr kurz im Kran-kenhaus bleiben sollten, obwohl gerade bei älteren Menschen die ambulante Wei-terversorgung sehr schwierig sei, seien dies Fehlentwicklungen, die korrigiert werden müssten, so Dr. Ralf Pohl und Jens Trebes. Richard Rauh bedankte sich bei den Vertretern des Betriebsrats für die umfassende Information und intensive Diskussion und versprach, die genannten Punkte in den nächsten Sitzungen im Landkreis und Klinikbeirat klar und deutlich anzusprechen und Lösungen und Konzepte einzufordern.
vz